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Solidarität mit den inhaftierten Gewerkschafterinnen

category niederlande / deutschland / Österreich | gemeinschaftliche kämpfe | andere libertäre presse author Thursday March 30, 2017 03:42author by G. Stppnbr4nd - FAU Sektion Chemnitz Report this post to the editors

Redebeitrag während der GG/BO-Solidemo am 8. März in Chemnitz

Am 8. März, zum Frauen*kampftag, fand in Karl-Marx-Stadt eine Solidaritätsdemo für die neu gegründete GG/BO Sektion statt. Vom Hauptbahnhof an liefen circa 170 Teilnehmer*innen durch Chemnitz, um sich am Ende der Route vor dem Chemnitzer Frauen*-Knast zu sammeln, wo neben lautstarken Solidaritätsbekundungen auch viele tolle Redebeiträge zu hören waren. Darunter verlesene Briefe anderer Inhaftierter, die ebenfalls in der Gefangengewerkschaft aktiv sind, Beiträge feministischer Gruppen und Einzelpersonen. Auch dieser Beitrag wurde vor Ort vorgetragen. Er ist von uns als FAU Sektion Chemnitz, die zusammen mit vielen anderen Ortgruppen und Syndikaten an diesem Tag vertreten war.
Denn: Unverträgliche Gewerkschaften sollten zusammenhalten, genau so wie wir auch die sozialen Kämpfe auf dem Weg in die befreite Gesellschaft nur gemeinsam gewinnen können. In diesem Gedanken steht auch der hier veröffentlichte Redebeitrag.

GG/BO=Gefangengewerkschaft bundesweite Organisation [http://ggbo.de/]


Liebe Genoss*innen und Freund*innen!

Normalerweise liegt es in der Tradition Europas und anderer Staaten, die von Globalisierung profitieren, die Ausbeutung zu verschleiern, die ihren Wohlstand schafft und aufrecht erhält. Arbeit zu Niedriegstlöhnen, Arbeit unter Zwang, Arbeit ohne soziale Absicherung – das alles lassen westliche Unternehmen normalerweise outsourcen und in anderen Teilen der Welt geschehen um den Anschein überlegener Werte, Moral und Wohlstand für ihre Nationen zu wahren.
Schauen wir aber genau hin, können wir erkennen, dass es auch hier vor Ort, in Deutschland und in Chemnitz Strukturen brutaler Ausbeutung gibt.
Unternehmen zahlen ihren Arbeiter*innen immer weniger aus, als sie an ihnen verdienen, sonst hätten sie ja kein Interesse, sie an ihren Maschinen und Computern arbeiten zu lassen.
Desto weniger sie aber zahlen müssen, desto größer ist ihr Gewinn. Also versuchen sie immer wieder Löhne zu senken, oder die Arbeitszeit für das gleiche Geld zu verlängern.
Lohnerhöhungen und Mindestlohnregelungen sind auch kein Geschenk, dass Chef*innen ihrer Belegschaft aus Mitleid oder Wohlwollen machen. Sie sind meist die Folge von gewerkschaftlicher Organisation und Arbeitskämpfen.
Das zeigt sich auch daran, dass in dem Moment, wo scheinbar keine Gefahr besteht, dass sich die Arbeiter*innen organisieren, Arbeitsrechte und Mindestlohn nicht mehr existieren.
Gefängnisse waren lange ein Ort, an dem durch die direkte und strukturelle Gewalt diese notwendige Gewerkschaftsarbeit unmöglich gemacht wurde. Die Isolation der Insass*In wurde ausgenutzt und die hierarchische Organisation sollte dazu dienen Solidarität zu verhindern.
Und auch an diesem Ort zeigt sich, dass keine Zugeständnisse gemacht werden, solange sich die Betroffenen nicht zusammen schließen, sich als Gewerkschaft organisieren und für ihre Rechte streiten.
Zum Glück wurden die inhaftierten Arbeiter*innen unterschätzt.
Das zeigt die Gefangenengewerkschaft GG/BO deutlich, deren Mitgliederzahl seit 2014 immer weiter gestiegen ist. Mehr und mehr Gefangene gründen Sektionen in ihrem Knast, wie vor kurzem auch die inhaftierten Frauen in der Chemnitzer Justizvollzugsanstalt.
Dabei müssen sie nicht nur um ihre Forderungen nach Mindestlohn und Sozialversicherungsleistungen kämpfen, sondern auch um die Grundlage ihrer Kämpfe – die Freiheit im Knast überhaupt als Gewerkschaft auftreten zu können.
Das zeigt auch, dass das Justizsystem nicht nur kein Interesse hat Ausbeutung zu verbieten, sondern sogar aktiv daran teilnimmt. An einer der krassesten Formen: Zwangsarbeit unter schlechter Bezahlung und gesundheitsgefährdenden Bedingungen.
Interessant auch: Normalerweise wird immer wieder das Sterotyp von der Frau die keine harte Arbeit verträgt genutzt, um sie für unbezahlte und unterbezahlte Hausarbeiten, Erziehung- und Pflegarbeiten einzuspannen. Kaum lässt sich aber aus der Ausbeutung der Frauen auf anderen Gebieten Kohle verdienen, sind all diese Rollenklischees vergessen, die zuvor das Leben vieler Frauen geprägt haben und sie müssen die gleichen Arbeiten verrichten wie Männer.
Der Alltag im Knast ist von einer permanenten Gewalt geprägt, die wir uns hier draußen gar nicht vorstellen können.
Dass die Frauen in Chemnitz sich trotzdem zusammen schließen und vereint für ihre Rechte kämpfen, gibt Kraft und Mut auch für alle Kämpfe und anstehende Organisationsarbeit hier draußen – außerhalb der Gefängnismauern. Denn wenn es dort drin möglich ist, Widerstand zu leisten, unter diesen Bedingungen, was soll uns hier draußen denn hindern?

Vielen Dank deshalb an die ganze GG/BO und die kämpfenden Frauen* in Chemnitz für ihre Inspiration für alle unbequemen gewerkschaftlichen Kämpfe.
Viel Erfolg bei Euren Forderungen!
Solidarische Grüße von der FAU Sektion Chemnitz

Reißen wir die Mauern ein, die uns trennen!


Weitere Infos:
http://www.fau.org/artikel/art_170309-125854
http://ggbo.de/c0803-polizei-chemnitz/

Related Link: http://www.fau.org/artikel/art_170309-125854
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