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Friday July 13, 2007 00:40 by Steffi
Der Kongo als weiterer Grund dafür unser politisches System zu überdenken Immer wieder hören wir in den Medien vom “Ersten Afrikanischen Weltkrieg” oder vom “Herz der Finsternis”, einem westlichen Klischee, das dazu verwendet wurde und wird, um Kolonialismus und post-koloniale Intervention zu rechtfertigen. Wir glauben, dass der Konflikt im Kongo ein weiterer afrikanischer Konflikt sei, der auf alten „Stammesfehden“ beruht oder weil das arme Afrika von gierigen multinationalen Gesellschaften ausgebeutet wird. Aber wenn wir uns die Situation im Kongo näher anschauen erkennen wir, dass dieser Konflikt sehr komplex ist und selbst wenn mensch kein Anarchist ist muss mensch sich eingestehen, dass die großen Probleme im Kongo ihre Wurzeln im kapitalistischen Weltsystem und in der Einteilung der Welt in Nationalstaaten haben, die künstlich Grenzen zwischen Menschen ziehen.
Das Dilemma des KongoDer Kongo als weiterer Grund dafür unser politisches System zu überdenkenÄußerer EinflussDie Demokratische Republik Kongo (DRC) ist nicht nur das drittgrößte Land in Afrika, sondern auch das strategisch am günstig gelegene und ressourcenreichste Land. Äußerer Einfluss begann im Kongo schon mit dem arabischen Sklavenhandel, aber erst mit dem europäischen Imperialismus sollte sich die Situation gravierend verändern. Belgien plünderte den Kongo jahrzehntelang und wurde dadurch zu einem der reichsten Länder, der Kongo hingegen zu einem der ärmsten Länder der Welt. Äußerer Einfluss in Form von kolonialer Administration mit Hilfe der Kirche hat die traditionellen Strukturen und politischen Bindungen zerstört und die Menschen in „Stämme“ eingeteilt, die oft sogar erst erfunden wurden. Die koloniale Grenzziehung trennte Menschengruppen in verschiedene Kolonialsysteme ein; verschiedene Nationen wurden in einem Kolonialsystem zusammengewürfelt, die nicht viel gemeinsam hatten. Die Wirtschaft war regional unterschiedlich und führte zu regionalen Konflikten. Die Aufrechterhaltung der kolonialen Grenzziehung auch nach dem Ende des Kolonialismus durch die OAU (Organisation für Afrikanische Einheit), die von allen afrikanischen Staaten akzeptiert wurde, ist heute noch immer ein Grund für nationale und ethnische Konflikte.Kulturelle VielfaltDer Kongo ist nicht nur geographisch, sondern auch kulturell sehr vielfältig. Es ist ein riesiges Land mit sehr unterschiedlichen Regionen. Der Regenwald im Zentrum hat immer schon zu Problemen in der Verbindung der Regionen geführt. Aufgrund dieser Faktoren wird klar, dass es keine wirkliche Einheit im Kongo gibt. Von den circa 250 verschiedenen ethnopolitischen Gruppen im Kongo haben die meisten nicht nur eine eigene Kultur, sondern sogar auch eine eigene Sprache. Ich möchte aber nicht von "Stämmen" oder "ethnischen Gruppen" sprechen, weil es diese Gruppen im Kongo als auch sonst wo auf der Welt gibt. Alle Gruppen wurden für politische Zwecke erfunden, auch wenn sie eine "natürlich" (natürliche) Basis haben. Manchmal wurden solche Gruppen von der Kolonialverwaltung oder der Kirche erst erschaffen, um Menschen besser einteilen und dadurch besser beherrschen zu können (divide et impera Politik), damit keine vereinte anti-koloniale Bewegung entstehen könne. Später hat Mobutu auf diese Einteilungen zurückgegriffen, um die Opposition zu teilen. Im Kongo wurde eine Gruppe gegen die andere ausgespielt - genauso wie in Ruanda die Hutu gegen die Tutsi. Beispiele im Kongo dafür sind die bevorzugte Behandlung der Luba gegenüber den Lulua, der Hema gegenüber den Lendu. Manchmal haben die Belgier auch Chiefs erst erfunden in Gesellschaften, die keine Chiefs kannten und die auf einem egalitären System beruhten.Deswegen verwende ich den Begriff ethnopolitische Gruppe anstelle von "Stamm" oder "ethnische Gruppe", um zu zeigen, dass diese Gruppen sowohl politische als auch zum Teil "natürliche" Konstrukte sind. Das große Problem mit der Verwendung des Begriffes "Stamm" ist, dass immer impliziert wird, dass es Stämme nur in Afrika gibt während es Stämme in Europa nur bis zum Mittelalter gegeben hat. Außerdem werden ethnische Konflikte in Europa als nationale Konflikte bezeichnet, während sie in Afrika als Tribalismus bezeichnet werden, was eine weitere Abwertung Afrikas darstellt.
Trotz dessen spielen ethnische Unterschiede noch immer eine große Rolle in Afrika, weil sie eben auch auf natürlichen Unterschieden aufbauen und Menschen sich danach einteilen. Auch wenn diese Gruppen künstlich geschaffen wurden werden sie dennoch von den Menschen als Realität wahrgenommen. Gründe für den KriegEs gibt viele Gründe für den Krieg im Kongo. Die ausschlaggebenden waren wohl der Zerfall des Mobutu-Regimes aufgrund des Zusammenbruchs des Kalten Krieges, in dem der Kongo ein strategischer Partner der USA war und danach unwichtig wurde. Äußerer Einfluss der Nachbarländer Ruanda und Uganda waren schließlich die entscheidenden Faktoren für den Ausbruch des Krieges. Ein weiterer Faktor für die Beibehaltung des Konfliktes (nicht für seine Ursache) war die Plünderung der Ressourcen des Kongo durch fremde Staaten und internationale Unternehmen.Die großen Faktoren für den kongolesischen Krieg sind jedoch das globale kapitalistische System und das Staatssystem. Beide haben dazu geführt, dass der Kongo geplündert wurde und zu einer Peripherie gemacht wurde, um die Preise für Ressourcen im Westen niedrig zu halten. Der Staat wurde immer nur dazu verwendet, um persönliche Gewinne zu erzielen und zu privatem Reichtum zu gelangen. Schon während des Kolonialismus wurde der Kongo so ausgebeutet, dass 10 Millionen Menschen (die Hälfte der damaligen kongolesischen Bevölkerung) getötet und viele weitere verstümmelt wurden, als die Bevölkerung dazu gezwungen wurde, die Ressourcen des Kongo für westlichen Profit abzubauen. Als Mobutu`s Regime Ende der 90er kollabierte begann ein Krieg, der bis zu 4 Millionen Menschenleben kostete. Menschen sterben noch immer an den Folgen des Krieges, weil die medizinische Versorgung nicht ausreichend ist. Frauen und Kinder leiden am meisten unter dem Konflikt. Es gibt noch immer Kindersoldaten im Kongo und Frauen werden noch immer strategisch von verschieden Miliztruppen vergewaltigt. Im Großen und Ganzen ging es in diesem Krieg um Macht und Profit. Die Rebellionen entstanden im Ostkongo, wo es in den letzten Jahrzehnten immer wieder Konflikte um Land gegeben hat. Verschiedene Gruppen in dieser Region haben keinen Zugang zu Land und deshalb starteten sie die Rebellion gegen Mobutu. Als sich ihre Situation mit Kabila nicht änderte begannen sie eine weitere Rebellion. Beide Rebellionen wurden von Ruanda und Uganda unterstützt, die ihre eigenen (vor allem wirtschaftlichen) Interessen verfolgten. Das Regime in Kinshasa wurde ebenfalls von verschiedenen afrikanischen und internationalen Staaten unterstützt. Die nationale FrageNationalismus ist ein weiterer Ursache für die Probleme des Kongo. Es gab mehrere Versuche den Kongo zu einem Nationalstaat zu machen. Dabei ist gerade der Kongo zu vielfältig dafür. Patrice Lumumba, der immer wieder als nationalistischer und panafrikanistischer Held bezeichnet wird, versuchte den Kongo zu vereinen mit Hilfe einer Zentralregierung. In diesem Prozess fanden allerdings auch ethnische Massaker statt. Auch Mobutu hat versucht, den Kongo zu vereinen und obwohl es im zuerst gelungen ist (oder zumindest scheint es so, was allerdings mehr auf die Diktatur zurückzuführen ist), später hat er dann die Menschen nach dem alten Muster „teile und herrsche“ versucht zu regieren.Die Idee einer kongolesischen Nation ist eine Illusion und es gab immer wieder Sezessionsversuche. Viele Menschen im Kongo sind unglücklich mit den Grenzen oder Einteilungen und sprechen offen davon, dass der Kongo in verschiedene kleinere Staaten aufgeteilt werden sollte. Dies würde vielleicht kurzzeitig zu mehr Frieden führen, doch im Grunde würde es nicht viel an den zentralen Faktoren für den Konflikt ändern, da das kapitalistische System noch immer da wäre und auch der Staat, wenn auch in kleinerer Form. Der einzige Weg die Probleme des Kongo langfristig zu lösen ist deshalb ein neues globales System, das nicht von oben implementiert wird und das nicht nur das kapitalistische System verändert (wie es Staatssozialisten vorschlagen) sondern auch das Staatssystem als solches, das, in welcher Form auch immer, auch in Zukunft dazu führen wird, dass eine neue Elite entsteht, welche nur am eigenen Profit orientiert ist und den Großteil der Menschen dominieren wird. SelbstbestimmungSelbstbestimmung und Autonomie sind die einzigen Lösungen für die Probleme des Kongo. Es hat einfach keinen Sinn, den Kongo als jene Einheit beizubehalten, wie er im Moment ist, vor allem nicht wenn die Menschen im Kongo nicht an diese Einheit glauben. Ich meine mit Selbstbestimmung und Autonomie jedoch wahre Selbstbestimmung und nicht die Kreation von neuen Staaten. Staaten sind eines der zentralen Probleme der Welt und deshalb müssen wir das Staatssystem überdenken und verändern. Wenn wir dieses System aufrechterhalten werden wir immer wieder mit neuen und alten Konflikten konfrontiert sein, nicht nur im Kongo sondern überall auf der Welt. Nur ein neues globales System kann neue Gewalt verhindern. Dieses System muss von den Menschen selbst geschaffen werden.Anarchismus als AuswegGerade in Afrika wird mittlerweile immer klarer, dass der Staat und das kapitalistische System die größten Probleme für die Menschen sind. Die meisten Menschen leben und arbeiten ohne je etwas Positives vom Staat zu bekommen. Sie sehen nur seine negativen Eigenschaften, wenn sie Steuern bezahlen müssen, obwohl sie kein Geld dafür haben und wenn sie diejenigen sind, die am meisten unter Kriegen leiden, welche von macht- und geldgierigen Politikern geführt werden. Wir haben außerdem festgestellt, dass das westliche so genannte demokratische System nicht die beste Lösung für Afrika ist und oft zu Klientelismus geführt hat. Andere ("alternative") Formen von Regierungen haben auch nicht viele Veränderungen gebracht. Der Grund dafür ist die Abhängigkeit von außen, die alles dominiert, sowie korrupte Politiker.Viele Menschen leben schon längst außerhalb des Staatssystems. Anarchismus ist deshalb nichts Neues in Afrika und es gibt viele Beispiele von traditionellen Gesellschaften, die ein egalitäres System ähnlich einer anarchistischen Gesellschaft hatten. Was wir nun tun müssen, ist die Menschen in Afrika und überall auf der Welt zu organisieren und gemeinsam für ein besseres globales System zu kämpfen. Afrika wurde in den letzten Jahrhunderten von außen dominiert. Nur ein neues globales System kann dies verändern und nur Anarchismus ist ein internationales System, dass alle Formen von Gewalt und Ungerechtigkeit beenden kann. Nur Anarchismus erlaubt wahre Selbstbestimmung. Kein Staat, egal ob er auf kulturellen Grenzen beruht oder nicht, und egal ob er kapitalistisch oder sozialistisch ist, kann dies beenden. Staaten, die eine nationale und kulturelle Einheit sind könnten leicht zu faschistischen Staaten werden und multikulturelle Staaten laufen immer Gefahr kleine Gruppen zu assimilieren. Zusammengefasst kann mensch sagen, dass Staaten - auch Demokratien - nur existieren, um einigen Menschen zu Macht und Profit zu verhelfen. Dies ist vor allem im Kongo sehr deutlich zu sehen. Wir brauchen keine Staaten; es gibt viele Beispiele dafür, dass Menschen sich auch außerhalb des Staates organisieren können, sogar auf einer globalen Basis. Eine andere Welt ist möglich; wir müssen nur anfangen daran zu glauben und dafür zu kämpfen. Anmerkung der AutorinMit diesem Artikel möchte ich keinesfalls Gewalt in irgendeiner Form fördern. Ich bin gegen jede Form der Gewalt und glaube, dass eine andere Welt nur ohne Gewalt möglich sein wird. Weiters bin ich gegen jede Einteilung von Menschen in Gruppen, ob sie nun natürlich sind oder nicht. Die Einteilung der Menschen in Gruppen grenzt uns von einander ab und ist das größte Problem der Menschheit. Wir müssen alle Einteilungen überwinden und ein System des gegenseitigen Respekts erschaffen, um die Vielfalt in der Welt zu erhalten.Aufgrund der patriarchalen Strukturen der deutschen Sprache wird hier eine gender-gerechte Sprache verwendet und zum Teil auf Neologismen zurückgegriffen, auch wenn diese noch immer nicht im deutschen Sprachgebrauch verankert sind. Ich sehe dies als einen politischen Akt, da ich glaube, dass die Veränderung der Sprache eine von vielen Schritten ist, die Welt zu verändern. |
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