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Maschrek / Arabische Halbinsel / Irak

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KAF: Was wir über die aktuelle Krise im Irak denken

category maschrek / arabische halbinsel / irak | imperialismus / krieg | pressemitteilung author Friday August 01, 2014 23:34author by KAF - Kurdistan Anarchists Forumauthor email anarkistan at activist dot com Report this post to the editors

Die Krise im Irak hält be­reits seit Jahr­zehn­ten an, seit sich das Land unter der Macht von Sad­dam Hus­sein oder unter dem „mo­men­ta­nen de­mo­kra­ti­schen Re­gime“ nach der In­va­si­on von 2003 be­fun­den hat. Es gab keine Frei­heit, kei­nen so­zia­len Frie­den, keine Gleich­be­rech­ti­gung und nur wenig Mög­lich­kei­ten für jene, die un­ab­hän­gig von den herr­schen­den po­li­ti­schen Par­tei­en waren.
Zu­sätz­lich zu der vor­han­de­nen Bru­ta­li­tät und Dis­kri­mi­nie­rung ge­gen­über Frau­en und gegen die ein­fa­chen Leute ging die Sche­re zwi­schen den Rei­chen und den Armen immer wei­ter aus­ein­an­der. Da­durch wur­den die Armen noch ärmer und die Rei­chen noch rei­cher.
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Die Krise im Irak hält be­reits seit Jahr­zehn­ten an, seit sich das Land unter der Macht von Sad­dam Hus­sein oder unter dem „mo­men­ta­nen de­mo­kra­ti­schen Re­gime“ nach der In­va­si­on von 2003 be­fun­den hat. Es gab keine Frei­heit, kei­nen so­zia­len Frie­den, keine Gleich­be­rech­ti­gung und nur wenig Mög­lich­kei­ten für jene, die un­ab­hän­gig von den herr­schen­den po­li­ti­schen Par­tei­en waren.
Zu­sätz­lich zu der vor­han­de­nen Bru­ta­li­tät und Dis­kri­mi­nie­rung ge­gen­über Frau­en und gegen die ein­fa­chen Leute ging die Sche­re zwi­schen den Rei­chen und den Armen immer wei­ter aus­ein­an­der. Da­durch wur­den die Armen noch ärmer und die Rei­chen noch rei­cher.

Die ak­tu­el­le Krise ist von dem oben Ge­nann­ten nicht weit ent­fernt. Tat­säch­lich ist sie die Wei­ter­füh­rung der glei­chen Si­tua­ti­on, wie sie schon seit Jahr­zehn­ten be­steht. Der ein­zi­ge Un­ter­schied sind die Namen der herr­schen­den Par­tei­en und deren Macht­ver­hält­nis­se.

Kurdistan Anarchists Forum (KAF)

Die Po­li­ti­ker/innen und die Mas­sen­me­di­en wür­den uns gerne glau­ben las­sen, dass die jet­zi­gen Kämp­fe eine Fort­set­zung der alten Kon­flik­te und Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen den bei­den gro­ßen is­la­mi­schen Re­li­gi­ons­leh­ren, der Schii­ten und der Sun­ni­ten, sind. Und dass sie eine blu­ti­ge Ge­schich­te hät­ten, die fast bis zur Ge­burts­stun­de der is­la­mi­schen Re­li­gi­on zu­rück­geht.

Wenn wir in die Ge­schich­te von Na­tio­nen, Län­dern und ihrer Be­woh­ner/innen zu­rück­schau­en, so gab es immer Kämp­fe zwi­schen den Mäch­ti­gen und den Macht­lo­sen, zwi­schen Un­ter­drü­cker/innen und Un­ter­drück­ten, zwi­schen Be­sat­zer/innen und Be­setz­ten, zwi­schen In­va­sor/innen und jenen Men­schen, die gegen die Mäch­te, Au­to­ri­tä­ten und Staa­ten ge­kämpft haben.

Kurz ge­sagt han­delt es sich um einen Krieg um mehr Ka­pi­tal und Ge­win­ne. Was im Irak heute unter dem Namen „Is­la­mi­scher Staat in Irak und Sy­ri­en“ (ISIS) pas­siert, ist weit von dem ent­fernt, was uns die Mas­sen­me­di­en dar­stel­len und er­zäh­len. Fol­gen­de Fak­ten sind dabei zu be­rück­sich­ti­gen:

- Ei­ner­seits han­delt es sich beim Vor­marsch der ISIS um eine klei­ne Min­der­heit, die Un­ter­stüt­zung be­kommt von einer Frak­ti­on Sun­nit/innen, die von der schii­ti­schen Füh­rung in Bag­dad ent­täuscht sind. Au­ßer­dem be­tei­li­gen sich sun­ni­ti­sche Klan­füh­rer, Ba‘ath-​Par­tei­mit­glie­der, ehe­ma­li­ge Ar­mee­of­fi­zie­re und Frak­tio­nen des vor­he­ri­gen Auf­stands an dem ge­mein­sa­men Plan zum Kampf gegen den ira­ki­schen Pre­mier­mi­nis­ter Nouri al-​Ma­li­ki.

- Als ISIS auf Mos­sul zu mar­schier­te und die dritt­größ­te Stadt im Irak be­setz­te, waren sie we­ni­ger als 2.​000 Kämp­fer. In der Stadt gab es je­doch rund 60.​000 Si­cher­heits­kräf­te aus Po­li­zei, Armee und Ge­heim­diens­ten. Diese Armee war schwer aus­ge­rüs­tet mit Kampf­flug­zeu­gen, Pan­zern und ver­schie­de­nen Arten mäch­ti­ger Waf­fen. Doch diese Armee ist in sich zu­sam­men­ge­bro­chen und mit wenig oder kei­nem Wi­der­stand vor ISIS und den an­de­ren Kämp­fern ge­flo­hen.

- An­de­rer­seits ist es eher wahr­schein­lich, dass es sich dabei um einen Plan der Tür­kei, der Golf­staa­ten und der Kur­di­schen Re­gio­nal­re­gie­rung (KRG) han­delt, von dem die USA und Groß­bri­tan­ni­en Be­scheid wis­sen. Doch es ist sehr schwer vor­aus­zu­sa­gen, was am Ende dabei her­aus­kommt, denn meis­tens hängt es von den In­ter­es­sen der USA und der west­li­chen Staa­ten ab, wie sie einen Auf­stand oder eine Be­we­gung be­wer­ten und ob es ihren In­ter­es­sen dient oder nicht.

- Bis­her haben die USA und Groß­bri­tan­ni­en auf der Ein­heit der ira­ki­schen Be­völ­ke­rung be­stan­den, die unter dem glei­chen Sys­tem leben soll­ten. Wenn aber ihre In­ter­es­sen be­droht sind, wür­den sie nicht davor zu­rück­schre­cken den Irak in drei Teil­staa­ten zwi­schen Kurd/innen, Sun­nit/innen und Schiit/innen auf­zu­tei­len.

- Denn die mo­men­ta­ne Si­tua­ti­on hat den Irak an die Gren­ze eines Bür­ger­krie­ges ge­bracht, be­son­ders nach­dem Aya­tol­lah Ali Al-​Sis­ta­ni, einer der ein­fluss­reichs­ten schii­ti­schen Is­lam­ge­lehr­ten, eine Fatwa er­las­sen hat, dass die Bür­ger zu den Waf­fen grei­fen und sich zum Mi­li­tär mel­den sol­len.

- Zudem sind wir uns sehr si­cher, dass es auch ver­steck­te Pläne gibt: Wir glau­ben, dass ein Ziel die­ses Krie­ges darin be­steht, die de­mo­kra­ti­sche Mas­sen­be­we­gung und Lo­kal­ver­wal­tung der Kurd/innen im sy­ri­schen West­kur­dis­tan zu um­zin­geln und zu zer­schla­gen. Diese Mas­sen­be­we­gung hat ge­zeigt, dass es eine Al­ter­na­ti­ve gibt zu den Na­tio­nal­staa­ten, dem (Neo-)Li­be­ra­lis­mus und sei­nen Re­gie­run­gen.

Sie hat auch ge­zeigt, dass eine Mas­sen­be­we­gung nicht dem „Ara­bi­schen Früh­ling“ fol­gen muss, der in der Grün­dung is­la­mi­scher Re­gie­run­gen en­de­te. Au­ßer­dem hat diese Be­we­gung auf­ge­zeigt, wie dass die Leute bes­ser ohne Un­ter­stüt­zung von den USA, der EU und ihrer Agent/innen aus­kom­men kön­nen. Es hat sich her­aus­ge­stellt, dass die Re­vo­lu­ti­on von der Basis der Ge­sell­schaft kom­men muss, nicht von Oben herab. Und dass dies er­reicht wer­den kann durch den Auf­bau lo­ka­ler Grup­pen, die die meis­ten Ent­schei­dun­gen selbst und für sich tref­fen kön­nen. Diese Be­we­gung liegt ein­deu­tig nicht im In­ter­es­se der Po­li­ti­ker/innen und des Neo­li­be­ra­lis­mus, wes­halb der nächs­te Schritt ein An­griff auf West­kur­dis­tan und die dor­ti­ge Mas­sen­be­we­gung sein wird.

An­ge­sichts des­sen leh­nen wir, das „Forum von An­ar­chist/innen aus Kur­dis­tan“ (KAF) die­sen Krieg ab, der gegen die ira­ki­sche Be­völ­ke­rung be­gon­nen wurde. Und wir glau­ben, dass die Or­ga­ni­sie­rung der Men­schen un­ab­hän­gig von po­li­ti­schen Par­tei­en, Kriegs­trei­ber/innen, staat­li­chen Ein­rich­tun­gen und Re­gie­run­gen statt­des­sen an ihrem Ar­beits­platz, ihren Nach­bar­schaf­ten, Schu­len, Uni­ver­si­tä­ten und auf den Stra­ßen statt­fin­det.

Da­durch ist es mög­lich sich zu ver­ei­ni­gen und ge­mein­sam gegen Krieg, Un­ge­rech­tig­keit, Armut, Hun­ger, Un­gleich­heit und Un­ter­drü­ckung zu kämp­fen. Denn dies wird uns von dem bru­ta­len Sys­tem ihrer Staa­ten, Un­ter­neh­men, Fi­nanz­in­sti­tu­tio­nen, neo­li­be­ra­len Mas­sen­me­di­en und von ihren Spion/innen und Agent/innen sys­te­ma­tisch auf­ge­zwun­gen.

Forum von An­ar­chist/innen aus Kur­dis­tan (KAF)
18.​06.​2014

Quel­le:
http://​anarkistan.​wordpress.​com/​2014/​06/​23/​what-do-we-think-about-the-current-crisis-of-iraq/​

Über­set­zung:
An­ar­chis­ti­sches Forum Köln, http://​anarchistischesforumkoeln.​blogsport.​de

Verwandter Link: http://www.anarkismo.net/article/27113

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Fri 19 Apr, 05:24

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langkebederwiderstand1024x1024.png imageDie Revolution von Rojava hat die Welt verteidigt, jetzt wird die Welt die Revolution von Rojava ver... 22:06 Wed 05 Jan by Verschiedene anarchistische Organisationen 0 comments

Gemeinsam mit befreundeten anarchistischen Organisationen aus aller Welt haben wir angesichts der weiter akuten Bedrohung der sozialen Revolution in Rojava eine Erklärung veröffentlicht, Wir solidarisieren uns mit dem Kampf im Norden und Osten Syriens. Wir solidarisieren und mit der sozialen Revolution! Und wir bekräftigen das angesichts der erneuten Aggressionen des türkischen Staates! In Lateinamerika, Europa, Ozeanien und auf der ganzen Welt: Hoch die grenzenlose Solidarität!

imageSolidarität mit Rojava im Angesicht des Krieges und der Pandemie! Apr 16 by vários 0 comments


Das Virus Covid-19, das unzählige Städte in Quarantäne versetzt und ganze Bereiche der Wirtschaft lahmgelegt hat, hat nichts daran geändert, dass der schmutzige Krieg des türkischen Staates und seines Verbündeten Daesh gegen die Menschen in Nordsyrien, die sich ohne Waffenruhe verteidigen müssen, weitergeht.

Auch die latente Belagerung des syrischen Staates, gefördert durch das regionale Hegemonieprojekt Russlands, die die Region auf ihre Rolle als Schauplatz einer Auseinandersetzung mit dem nordamerikanischen Imperialismus vorbereitet, ist sichtbar.

Die Menschen in Nordsyrien müssen nun auch gegen die fortschreitende Ausbreitung des Coronavirus kämpfen. Aufgrund der Schwierigkeit, sein Gesundheitssystem mitten in einem kriegerischen Konflikt aufrechtzuerhalten, befindet sich Rojava angesichts dieser anderen Gefahr in einer bedrohlichen Lage.

Jetzt müssen alle Organisationen von unten handeln, um sich dem Krieg entgegenzustellen und der kurdischen, arabischen und assyrischen Bevölkerung im Rahmen ihrer Möglichkeiten Hilfe zukommen zu lassen, in Achtung ihrer Autonomie und ihres Rechts auf Selbstbestimmung innerhalb ihrer Gebiete. Angesichts des zynischen und heuchlerischen Schweigens der Nationalstaaten und der Bourgeosien erklären wir, Anarchist*innen dieser Welt, einmal mehr unsere internationalistische Solidarität von unten mit der Revolution in Rojava, damit sie über die Pandemie des Virus und des Krieges triumphiert.
Tatsächlich machen sich die, die weiterhin Kriege führen, während zur gleichen Zeit die Gesundheitssysteme der Welt aufgrund von Covid-19 an ihre Grenzen stoßen, gleich in doppelter Hinsicht eines Verbrechens schuldig.

Nieder mit allen Kriegen!

FÜR DAS LEBEN UND DIE FREIHEIT! ES LEBE ROJAVA!

imageDie Revolution von Rojava hat die Welt verteidigt, jetzt wird die Welt die Revolution von Rojava ver... Jan 05 0 comments

Gemeinsam mit befreundeten anarchistischen Organisationen aus aller Welt haben wir angesichts der weiter akuten Bedrohung der sozialen Revolution in Rojava eine Erklärung veröffentlicht, Wir solidarisieren uns mit dem Kampf im Norden und Osten Syriens. Wir solidarisieren und mit der sozialen Revolution! Und wir bekräftigen das angesichts der erneuten Aggressionen des türkischen Staates! In Lateinamerika, Europa, Ozeanien und auf der ganzen Welt: Hoch die grenzenlose Solidarität!

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