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Nicht im Namen des Spiels – im Namen des Profits!

category südliches afrika | verschiedenes | pressemitteilung author Wednesday July 07, 2010 19:17author by Zabalaza Anarchist Communist Front - ZACFauthor email zacf at zabalaza dot net Report this post to the editors

Ein Kommentar zur Weltmeisterschaft von der Zabalaza Anarchist Communist Front (ZACF)

Die Fußball-Weltmeisterschaft muss als die Schande aufgezeigt werden, die sie ist. Die ZACF verurteilt zutiefst die Scheinheiligkeit und Verlogenheit, mit der die Regierung die Weltmeisterschaft als einzigartige Gelegenheit zur Steigerung der ökonomischen und sozialen Verhältnisse der in Südafrika und Afrika lebenden Bevölkerung präsentiert. Dabei ist und war diese Gelegenheit lediglich eine Fressorgie für das inländische und globale Kapital und die in Südafrika herrschende Elite. Tatsächlich hat das Ereignis verheerende Konsequenzen für die Armen und die arbeitende Klasse in Südafrika – ein Vorgang, der bereits begonnen hat.
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Allein für die Vorbereitungen zur Weltmeisterschaft gab die Regierung nahezu 800 Millionen Rand aus, 757 Millionen Rand für die Infrastruktur und 30 Millionen Rand für Stadien, die nie mehr gefüllt sein werden – ein Faustschlag ins Gesicht derjenigen, die in einem Land leben, das sich durch ausweglose Armut und rund 40% Arbeitslosigkeit charakterisiert. Über die letzten fünf Jahre haben die verarmten Arbeiterinnen und Arbeiter in über 8000 konkreten Fällen ihre Wut und Enttäuschung über die Unfähigkeit der Regierung zum Ausdruck gebracht, die soziale Ungleichheit durch eine Verbesserung der Grundversorgung und des sozialen Wohnungsbau zu beheben. Das Muster der Investitionen ist ein weiter Beleg für das Versagen des neoliberalen kapitalistischen Models und den damit verbundenen ökonomischen Auswirkungen nach unten, die für Ungleichheit und globale Armut verantwortlich sind. Neben verschiedenen Eingeständnissen gab die Regierung letztens klein bei, indem sie zugab, dass die Weltmeisterschaft nie dazu gedacht war, Profite zu erwirtschaften.

Südafrika benötigt besonders im Bereich des Transportwesens dringend eine großflächige öffentliche Infrastruktur, da jene in bestimmten Städten, inklusive Johannesburg, gar nicht existiert. Der „Gautrain“, der gerade noch rechtzeitig für das große Ereignis am 8. Juni eingeweiht wurde, ist hier eine der größten Ironien. In einem Land, in dem die Masse der Menschen zur Überwindung weiter Strecken auf den Transport mit unsicheren kleinen Minibussen angewiesen ist, bietet der „Gautrain“ für teure 100 Rand eine schnelle und luxuriöse Fortbewegung für Touristen und Reisende zwischen Pretoria und Johannesburg. Das gleiche Bild findet sich immer wieder. Die südafrikanische Fluggesellschaft ACSA gab über 16 Millionen Rand für die Modernisierung ihrer Flughäfen aus; die kommerzielle South African National Road Agency (SANRAL) investierte 23 Millionen Rand für den Ausbau eines mautpflichtigen Straßennetzes, dass den Armen kaum nützlich sein wird. Gleichzeitig begannen landesweit die Behörden aller Großstädte mit Gentrifizierung verursachenden urbanen Regenerationsprogrammen, um die harsche südafrikanische Realität notdürftig zu übertünchen. Allein in Johannesburg wurden über 15.000 Obdachlose und Straßenkinder eingekreist und in notdürftigen Unterkünften untergebracht; in Kapstadt haben die lokalen Regierungsbehörden tausende von Menschen aus Armutsvierteln und besetzten Gegenden gewaltsam vertrieben – alles im Namen der Weltmeisterschaft. Ohne Erfolg war der Versuch gekrönt, rund 10.000 Bewohner der Joe Slovo Ansiedlung aus ihren Häusern gewaltsam zu vertreiben, um sie vor den Touristen auf der N2 Autobahn zu verbergen; woanders wurden Menschen erfolgreich vertrieben, um Platz für Stadien, Fan-Parks oder Bahnhöfe zu schaffen. In Soweto wurden die Straßen entlang der touristischen Verkehrswege verschönert, wogegen wenige Meter abseits davon einsturzgefährdete Schulgebäude mit zerbrochenen Fenstern stehen.

Obwohl viele Südafrikanerinnen und Südafrikaner zweifeln, wurden andere mitgerissen von der die Weltmeisterschaft begleitenden nationalistischen Propaganda. Jeder Freitag wurde zum „Soccer Friday“ ernannt, an dem das Land aufgefordert ist, ein Trikot der Nationalmanschaft Bafana-Bafana zu tragen – Schulkinder wurden dazu gezwungen. Autos werden mit Flaggen behängt und überall der Diski-Tanz eingeübt, der dann regelmäßig in Touristen-Restaurants aufgeführt wird, neben dem Zakumi-Maskottchen, das zum Kauf angeboten wird. Wer sich dem Hype skeptisch gegenüber zeigt, wird als unpatriotisch denunziert. Das beste Beispiel waren die Aufrufe an die streikenden Mitglieder der Südafrikanischen Transport und Vereinte ArbeiterInnen Gewerkschaft (SATAWU), den Streik im nationalen Interesse aufzugeben. In diesem Kontext verloren über das letzte Jahr verteilt fast eine Millionen Menschen ihren Job; dagegen klingen die Phrasen der Regierung, dass die Weltmeisterschaft über 400.000 neue Arbeitsplätze geschaffen hat, hohl und beleidigend. Die im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft neu geschaffenen Arbeitsplätze waren größtenteils befristet und gingen an Arbeiterinnen und Arbeiter, die keiner Gewerkschaft angehörten, und das Gehalt lag weit unter dem üblichen Mindestlohn.

Neben der Unterdrückung von Gewerkschaften griff die Regierung soziale Bewegungen an, denn inoffiziell hat sie ein Pauschalverbot aller Proteste während der Veranstaltung festgelegt. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass dieses Pauschalverbot bereits seit dem 1. März in Kraft getreten ist. Jane Duncan merkt dazu an: Eine überraschende Begutachtung anderer kommunaler Behörden am Ende vergangener Woche, die ebenso Gastgeber der Weltmeisterschaft sind, offenbarte dass ein generelles Verbot jeglicher Versammlungen in Vorbereitung ist. Der Behörde von Rustenberg nach werden „Versammlungen während der Weltmeisterschaft verboten“. Den Behörden in Mbombela wurde durch die SAPS mitgeteilt, dass sie während der Weltmeisterschaft keine Versammlungen erlauben dürfen. Der Stadtrat von Kapstadt teilte mit, dass er zwar Anträge für Demonstrationen weiterhin annehmen werde, verwies jedoch darauf, dass es während der Weltmeisterschaft „Probleme“ geben wird. Die Behörden von Nelson Mandela Bay und Ethekwini teilten mit, dass die Polizei während der Weltmeisterschaft keine Versammlungen erlauben werde.

Obwohl bekannt ist, dass die Verfassung, die wegen ihrer vermeintlichen Fortschrittlichkeit oftmals gepriesen wird, weit davon entfernt ist, ein Garant für Freiheit und Gleichheit zu sein, so wie es die Regierung proklamiert, steht diese Repression im Widerspruch zu der in der Verfassung garantierten Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Soziale Bewegungen in Johannesburg, darunter das Anti-Privatisierungs-Forum und verschiedene andere, erreichten mit Hilfe des Instituts für Meinungsfreiheit die Erlaubnis für einen Protestmarsch am Tag der Eröffnung. Trotzdem musste die Demonstration drei Kilometer vor dem Stadium enden, um nicht die von der Regierung befürchtete Aufmerksamkeit der Medien zu erregen.

Es ist nicht nur der Staat, der die harte Repression gegen die arme Bevölkerung und jede Form der Anti-Weltmeisterschafts-Proteste durchsetzt, zur Aufmachung eines Südafrika, das die Arme bereitwillig für jene aufhält, die in die Hotels, Bed-and-Breakfeast- und Cocktail-Launges strömen. Er tut es insbesondere unter der Anleitung des als FIFA bezeichneten kriminellen Imperiums von Sepp Blatter und seinen Freunden, welches das Durban Social Forum ganz wundervoll als THIEFA angesprochen hat. Der erwartete Gewinn für die FIFA wird im Glücksjahr 2010 auf rund 1,2 Milliarden Dollar geschätzt; allein durch die Medienrechte strich sie bereits über 1 Milliarde Dollar ein.

Die Stadien und die Räume um die Stadien, wurden für die Dauer des Turniers an die FIFA übergeben und alle Straßen dorthin von Menschen gesäubert, die nicht-lizensierte Fifa Produkte verkaufen oder mühselig ihren Lebensunterhalt an den Zufahrtsstraßen zu den Flughäfen verdienen. Dadurch werden all diejenigen ausgegrenzt, die durch die Weltmeisterschaft ihr geringes Einkommen aufbessern wollten. Sie sind es, die von den Auswirkungen nach unten betroffen sind. Die FIFA, als alleiniger Besitzer der Marke Weltmeisterschaft, beschäftigt ungefähr 100 Anwälte, die das Land von unauthorisierten Verkäufen und unerlaubter Werbung säubern. Die Produkte werden dann vernichtet und die Verkäuferinnen und Verkäufer eingesperrt. Abgesehen davon fehlt den meisten sowieso das Geld, sich ein Trikot für 400 Rand zuzulegen. Das Anwaltsteam hat ebenso dafür gesorgt, dass Akkreditierungen für Journalistinnen und Journalisten mit einer Klausel versehen wurde, die verbietet, die FIFA zu diskreditieren, was einen klaren Verstoß gegen die Pressefreiheit darstellt.

Die größte Ironie des ganzen ist, dass Fußball einmal der wahre Sport der Arbeiterklasse war. Der Besuch eines Spiels war billig und einfach zugänglich für Menschen, die sich entschieden, für 90 Minuten die tägliche Schinderei unter den Stiefeln von Boss und Staat zu vergessen. Heute erwirtschaften der professionelle Fußball und die Weltmeisterschaft exorbitante Gewinne für eine kleine globale und inländische Elite. In Zeiten der globalen Krise fließen Milliarden an diese Elite, die dann tausende an Rand, Pfund oder Euros an Paten oder parasitäre Agenten vergeben, die darüber lamentieren, ob die überbezahlten Fußballer ihr Gehalt verdienen oder nicht. Ein Spiel, dessen Schönheit teilweise noch vorhanden ist, hat seine Arbeiterseele verloren und wurde auf eine weiter Ware reduziert, die ausgebeutet wird.

Bakunin sagte einmal, „die Menschen gehen aus dem gleichen Grund in die Kirche, aus dem sie in die Kneipe gehen: um sich selbst zu verdummen, um ihre Nöte zu vergessen, um sich für ein paar Minuten ganz zu vergessen, um frei und glücklich zu sein“. Vielleicht lässt sich, neben dem blinden Schwenken der Nationalfahnen und dem Tröten auf der Vuvuzela, der Sport in diesen Vergleich einreihen, da es einfacher erscheint zu vergessen, anstatt sich aktiv am Kampf gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu beteiligen. Aber unter den Arbeiterinnen und Arbeitern und den Armen gibt es viele, die das trotzdem tun und deren Organisationen nicht so leicht anfällig sind für die Illusionen, die uns die Regierung einreden will. Von den temporär besetzen Flächen vor den Toren der Stadien, den Massenprotesten und Demonstrationen, hin zu den landesweiten erlaubten oder unerlaubten Streiks, gegen das Gespött und Gejohle unpatriotisch zu sein oder dem Verbot der Meinungsfreiheit, werden wir trotzig unseren Stimmen Gehör verschaffen, bis die schreckliche Ungleichheit, die unsere Gesellschaft charakterisiert und die globalen Spiele, die auf Kosten jener gespielt werden, die von den Imperien ausgebeutet werden, vernichtet sind.

Nieder mit der Weltmeisterschaft!
Phansi Repression und zerschlagt Nationalismus!
Phambilli den Kampf der Menschen gegen Ausbeutung und Profitgier!

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